Innerhalb von 10 Jahren und mit Kosten von 30 Mrd. US-Dollar will Nikaragua einen 200 km langen Kanal durch das Land bauen und damit die zweite Wasserstraße, die in Mittelamerika Atlantik und Pazifik verbindet. Ein Kanal durch Nikaragua soll ohne aufwändige Schleusenbauten auskommen, verläuft durch den Nikaragua-See und will die Durchfahrt für noch größere Schiffe ermöglichen.
Nikaraguas Parlament hat grünes Licht gegeben und Präsident Ortega die Bildung einer Kanalbaubehörde initiiert. Finanzierungszusagen gibt es aus Russland, China, Japan, Brasilien, Südkorea und insbesondere Venezuela.
Der Plan ist mehr als hundert Jahre alt. Nur durch einen Trick haben die Befürworter der Panama-Route seinerzeit die Entscheidung des Kongresses für Panama statt Nikaragua erreicht: Jedem Kongressabgeordneten wurde vor der Abstimmung eine nikaraguanische Briefmarke mit dem Bild eines rauchenden Vulkans zugeschickt, um zu suggerieren, dass dies eine Bedrohung für die Nikaragua-Variante sein würde. Das Ergebnis ist bekannt.
Wenn ein riesiges Infrastrukturprojekt heute mit 10 Jahren Dauer und 30 Mrd. Koste angekündigt wird, wissen wir mittlerweile alle, was passiert: Es dauert eher 20 Jahre und kostet mindestens 60 Mrd. US-Dollar. Dazu kommt, dass Nikaragua nach Haiti das zweitärmste Land der Region ist, noch ein Fakt, der Fachleute an der Durchführbarkeit zweifeln lässt. Andererseits würde ein solches Projekt natürlich erheblich zur Entwicklung des Landes beitragen.
Der Chef der panamesischen Kanalbehörde sieht der Konkurrenz gelassen entgegen. Noch bevor der Bau dort beginnt, wird Panama u.a. in Folge der Erweiterung seines Kanals zu einem der reichsten Länder Lateinamerikas aufgestiegen sein.
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