Die letzten drei Tage habe ich geschäftlich in Panama City zu tun gehabt und mir einen Eindruck von der Situation in der Hauptstadt und in der auf dem Weg liegenden Provinz Panama Oeste machen können.
Es sind von unserem Parkplatz ins Zentrum der Hauptstadt 120 km. Dafür habe ich am Montag von 12:30 bis ca. 20 Uhr gebraucht. Auf dem Weg gab es vier massive und einige kleinere Blockierungen sowie eine Machtdemonstration von mehr als 50 schweren Trucks. (hier)

Der Verkehr in der Stadt war bis in den Nachmittag hinein kaum behindert, danach jedoch zunehmend. Auf der Avenida Balboa/Cinta Costera mehr oder weniger geordnet, mit Umgehungsmöglichkeiten. Je weiter man sich aus dem Zentrum entfernte, umso mehr selbstgebaute Hindernisse gab es: Autoreifen, Steine usw. Nicht schlimm, aber lästig und ich wurde damit, weil planlos, auch nur am Abend des Ankunftstages konfrontiert.
Meine geschäftlichen Aktivitäten am Dienstag und Mittwoch hat es tagsüber in keiner Weise behindert. Lediglich die spätabendliche Rückfahrt aus der Altstadt zum Decapolis Hotel brauchte einen kleinen Umweg über die Calle 50.
Der Gesprächspartner einer Anwaltskanzlei hatte es da schwerer. Sein Haus befindet sich unweit des Wohnsitzes von Präsident Cortizo, wo vor einigen Tagen wohl 15.000 Protestler auftauchten und von der Polizei mit Tränengas behandelt wurden. Er hatte mit seiner Familie daraufhin beschlossen, dass niemand nach 18 Uhr das Haus verlässt. Damit entging ihm dann allerdings auch ein Business Dinner am Mittwochabend.
Meine Rückfahrt heute früh begann ich um 5:30 und kam ohne Behinderung gegen 8 Uhr zu Hause an. Ausser Frischgemüse, das aus der entfernten Provinz Chiriqui kommt, fehlte mir beim Einkauf im Supermarkt eigentlich nichts.
Das Problem geht aber tiefer, als der wegen anstehender Feiertage sicher abebbende Aufruhr vermuten lässt:
Auf den ersten Blick geht es um den Vertrag zum Betrieb einer großen Kupfermine. Der wurde nach Protesten im letzten Jahr schon einmal nachgebessert.
Dahinter steckt die Intransparenz der Regierung bei solchen Vorhaben, die Empörung der Menschen über Korruption im großen Stil. (Gut dass es so etwas in der EU nicht gibt. Hüstel.)
Und letztlich steht die Maximalforderung, den Vertrag zu kündigen, die Förderung einzustellen und jeglichen Bergbau in Panama für alle Zeit auszuschließen.
Ich will nur über mögliche Folgen reden, falls diese Maximalforderung Realität wird:
- Mehr als 40.000 qualifizierte Arbeitsplätze in der Mine und bei deren Dienstleistern gehen verloren.
- Schätzungen gehen davon aus, dass das GDP-Wachstum dann von ca. 6% auf 1% fällt. Ende einer Erfolgsstory.
- Ausländische Großinvestoren werden das Land meiden, wenn neuerdings keine Rechtssicherheit mehr herrscht
- Panama wird Schadenersatz in erheblicher Höhe leisten müssen; Rückzahlung der getätigten Investition von $10 Mrd., sowie entgangener Gewinne in der Zukunft. Das ist nicht tragbar.
Glaube ich, dass das so eintritt?
Nein. Die Bevölkerung Panamas hat in 2006 weitsichtig die Erweiterung des Kanals befürwortet und damit Weichen für die Zukunft gestellt. Das erwarte ich auch in diesem Fall.
Angesichts der im kommenden Mai anstehenden nationalen Wahlen, kann ich mir nicht vorstellen, dass zuvor irreversible Entscheidungen getroffen werden. Stattdessen liegt es an den Präsidentschaftskandidaten ein realistisches Konzept vorzulegen, das die Bevölkerung versteht und von einer Mehrheit unterstützt wird, auch gegen die Minderheit der rote-Fahnen-Schwenker und grünen Umwelt-Ultras.
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